Safe Products for Children
Expert Panel in Munich (Text in German)
20.02.2008 |Johanna Hausmann
Sichere Produkte schützen die Gesundheit von Kindern
In München diskutierten Hebammen, GynäkologInnen, KinderärztInnen und andere ExpertInnen über Möglichkeiten, Kinder besser vor giftigen Schadstoffen und Unfällen zu schützen.
Dass Kinder von Beginn an vor gefährlichen Umwelteinflüssen geschützt werden müssen , darin waren sich alle TeilnehmerInnen der Fachtagung "Gesundes Umfeld – gesunder Start ins Leben" einig. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Christine Strobl, hat die Frauen-, Umwelt und Gesundheitsorganisation Women in Europe for a Common Future - WECF Hebammen, GynäkologInnen, KinderärztInnen und weitere ExpertInnen nach München eingeladen, um sich über die Themen Wohngesundheit und Kindersicherheit auszutauschen.
Bürgermeistern Strobl lobte in ihrem Grußwort das Engagement von WECF. Gerade in einer Stadt wie München, die leider unter einer sehr hohen Feinstaubbelastung leide, seien Projekte zur Gesunderhaltung der Kinder von großer Bedeutung. Sie verwies auf das städtische Engagement in diesem Bereich etwa die regelmäßige Überprüfung von Kinderkrippen und -gärten auf Innenraumschadstoffe. Hinter der Frage nach sicheren Produkten für Kinder sieht sie ein generelles Umdenken des Wirtschaftens, Gesundheit vor Profit und bot WECF Gespräche zur Vernetzung an.
In der Nestbauphase machen sich viele Erwachsene häufig zum ersten Mal Gedanken darüber, welche Auswirkungen Produkte, die sie konsumieren, auf die Gesundheit ihrer Kinder haben. Eltern hierbei bestmöglich zu unterstützen, haben sich die Tagungsteilnehmer zur Aufgabe gesetzt.
Während der Schwangerschaft und Säuglingszeit sind Kinder besonders sensibel für störende Umweltfaktoren und schädliche Inhaltsstoffe in Produkten. In Europa leidet jedes vierte Kleinkind an mindestens einer Allergie, in manchen Regionen sogar jedes Dritte. Aber auch die Zunahme von Asthma und Krebserkrankungen bei Kindern, die möglicherweise umweltbedingt sind, alarmieren.
Wolfgang Straff, Mediziner und Vertreter des Umweltbundesamt, das die Veranstaltungsreihe finanziell unterstützt, stellte fest: "Vermehrtes Auftreten von Allergien und Neurodermitis, für die neben der genetischen Disposition auch Umweltfaktoren verantwortlich sind, sind nur ein zu nennendes Symptom, das uns hellhörig machen sollte. Eine möglichst störungsfreie Entwicklung im Kindesalter sollte oberste Priorität haben".
Säuglinge und Kleinkinder verbringen rund 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen. Gerade dort müssen sie vor Schadstoffen wie Tabakrauch, Schimmelpilz, Formaldehyd aus Spanplatten, Möbeln, Lacken, Lösungsmittel aus Lacken, Farben und Klebern, Weichmacher (Phthalate) in Produkten wie Bodenbeläge, Kabelummantelungen oder Spielzeug, Flammschutzmittel aus Möbeln, Textilien, Polstern, Matratzen geschützt werden. "Für Laien sind diese oft gar nicht erkennbar", erläutert Silvia Pleschka, Gesundheitsberaterin in Berlin, "aber Säuglingen und Kleinkindern machen sie schwer zu schaffen." Eltern können dem entgegenwirken indem sie möglichst emissionsarme Renovierungsprodukte, Bodenbeläge, Möbel und andere Einrichtungsgegenständen verwenden. So kann die gesundheitliche Belastung während der Renovierung reduziert und das Wohnklima dauerhaft verbessert werden. Auf der neuen Webseite www.nestbau.info von WECF bekommen Eltern konkrete Hilfestellungen für gesundes Renovieren, Einrichten und Leben mit Kindern, auch für den kleineren Geldbeutel. Dass eine kindergerechte Wohnung eine rauchfreie Zone sein sollte, in der regelmäßig gelüftet und Elektrosmog reduziert wird, muss leider immer wieder betont werden.
Auch Wolfgang Döring, Biologe und Umweltanalytiker und Mitarbeiter für "Spiel gut", engagiet sich für die Gesundheit der Kinder . Er untersucht Spielzeug auf dessen Sicherheitsrisiken. Die Schlagzeilen über Gifte in Spielzeug und Rückrufaktionen großer Hersteller haben gerade in jüngster Zeit die Gesundheitsgefahren für Kinder deutlich gemacht. "Schlimme Produktionsbedingungen in Südostasien, aber auch fehlende gesetzliche Richtlinien in der Europäischen Union führen leider immer wieder dazu, dass giftige Substanzen in Spielsachen landen, wo sie nicht hingehören," erklärt Wolfgang Döring. "Die Sicherheit von Spielzeug konnte in den vergangenen Jahrzehnten durch Richtlinien deutlich verbessert werden. Ein 'sicherer' Puppenwagen kann aber, wenn er zum Kinderwagen umfunktioniert wird, schnell zum Sicherheitsrisiko werden." Es kommt also sehr auf das Tun des Kindes und auf die Verhaltensweisen an, die Eltern, Großeltern, ErzieherInnen oder Lehrer den Kindern vermitteln.
Das weiß auch Martina Abel, Psychologin und Geschäftsführerin der BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. Alle 18 bis 20 Sekunden ereignet sich in Deutschland ein Unfall, bei dem ein Kind zu Schaden kommt. Wenn Eltern und Kinder kompetent und sensibel mit Gefahrenquellen umgehen würden, könnten 60 Prozent dieser Unfälle vermieden werden.
Ob Unfallvermeidung, schadstofffreie Räume, gesunde Muttermilch - eine störungsfreie Entwicklung im Kindesalter ist eine gute Grundlage für die Gesundheit im Erwachsenenalter, so dass hier vorsorgliche Bemühungen besonders nachhaltig wirksam werden können. Die anwesenden Hebammen, Ärzte und anderen Experten wünschen sich viel mehr Aufklärung in diesem Bereich und vor allen Dingen gutes Material, mit denen sie auf einfache Art und Weise den Eltern die Problematik erklären und Hilfestellung geben können.
Pressekontakt "Gesundes Umfeld – gesunder Start ins Leben!"Johanna Hausmann, 089 2323938-19, 0173 3570268, johanna.hausmann(at)wecf.eu