Bitte besuchen Sie unserer neue Website auf wecf.org/de!

Hier finden Sie das Archiv (2004-2019).

WECF International

WECF France

WECF Nederland

Facebook

Twitter

YouTube


WECF-Fachdialog zu SDGs am 6. Juli in München

Wunschzettel für eine nachhaltige und gerechte Welt! - Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsziele auf kommunaler Ebene

15.07.2015 |




Die To-do-Liste für die Menschheit hat 17 Ziele und ist voller Visionen: Eine Welt ohne Armut, Hunger, Gewalt und Klimakatastrophen, mit Gesundheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle in einer sauberen Umwelt.

Der Weg dahin ist sicherlich noch weit – doch die Agenda dazu steht und soll im September von der Staatengemeinschaft in der UN-Vollversammlung verabschiedet werden: die so genannte Post-2015-Agenda mit den globalen Nachhaltigkeitszielen ("Sustainable Development Goals" – SDGs). Die Verantwortung für die Lösung der vielen drängenden Entwicklungsfragen müssen weltweit alle staatlichen, privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteure gemeinsam übernehmen. Die SDGs schließen an die UN-Milleniumsziele und die Agenda 21 und gelten anders als ihre Vorläufer für alle Länder gleichermaßen – für Nord und Süd, für entwickelte und weniger entwickelte Länder. Sie führen Ziele für Entwicklung und Umwelt in einem weltweit geltenden Zielkatalog zusammen und stehen damit für eine neue globale Partnerschaft. Beim „WECF-Fachdialog: Sustainable Development Goals” am 6. Juli 2015 in München diskutierten rund 35 EntwicklungsexpertInnen, PolitikerInnen, VertreterInnen von Kommunen und NGOs sowie die interessierte Zivilbevölkerung die Handlungsmöglichkeiten und Herausforderungen für Kommunen. Stadträtin und Umweltberaterin Sonja Haider moderierte die WECF-Veranstaltung in den Räumen der Münchner GLS-Bank und konnte hochkarätige Referentinnen begrüßen. Sascha Gabizon, Direktorin von WECF International, war und ist als Co-Vorsitzende der UN-Women’s Major Group  in die verschiedenen Verhandlungsstränge auf UN-Ebene eng eingebunden und konnte detailliert und anschaulich über die Entwicklung der 17 SDGs mit den 169 Unterzielen berichten.

Für größere Ansicht Klicken.

Nur wenige NGOs sind auf dieser Ebene in UN-Prozesse eingebunden und können - wie die in München ansässige Organisation WECF - internationale Ziele mitgestalten. Deutschland unterstützt die Vereinten Nationen dabei, der zukünftigen Agenda eine breite, tragfähige Basis zu geben. Hierzu stimmt sich die Bundesregierung auch mit den EU-Mitgliedsstaaten ab. Auch auf nationaler Ebene soll ein umfangreicher Dialogprozess mit der deutschen Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft angestoßen werden. Auf kommunale Umsetzungsmöglichkeiten ging Gabriele Köhler ein. Die Entwicklungsökonomin - mit Schwerpunkten u.a. in den Bereichen Wirtschafts- und Sozialpolitik, Beschäftigungspolitik, internationaler Handel, Investitionen und SDGs – konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die Chancen und Herausforderungen für Städte und Gemeinden. Mehr als 50% der Weltbevölkerung leben derzeit in Städten, 2050 werden es 70% sein. Städte benötigen 75% des globalen Energieverbrauchs und stoßen 80% der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Der Handlungsbedarf ist enorm. Auch reiche Städte wie München müssen in vielen Handlungsfeldern tätig werden. Bei der Armutsentwicklung wird im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht der Stadt München sowohl der Zustand als auch die Tendenz als „kritisch“ bewertet. Ein Indikator hierfür ist die Zahl der Menschen mit Sozialhilfebezug in München, die seit Jahren kontinuierlich ansteigt. Weitere konkrete Handlungsfelder und die Wichtigkeit der Messbarkeit von nachhaltigen Zielen und der Nachhaltigkeitsberichterstattung stellte Silja-Kristin Vogt von der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) vor.

Kommunen erhalten Unterstützung von der SKEW beispielsweise für die Bereiche Fairer Handel/Faire Beschaffung, Migration/Entwicklung und Kommunale Partnerschaften. Das Praxisbeispiel „Kommunale Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der Kommunalen Entwicklungspolitik“ aus Baden-Württemberg zeigte auf, dass kommunale Nachhaltigkeitsstrategien wichtige Steuerungsinstrumente für die Transformation zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung sind. Außerdem werden dadurch eigene Entwicklungsprozesse fortgeschrieben und dokumentiert. Eugen Kuntze, Leiter der Agenda-21 in München-Hadern berichtete von der Entwicklung des Agenda-21-Prozesses in München. 1995 startete hier der Agenda-21-Prozess: das 1992 auf der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedete Aktionsprogramm sollte im Dialog mit einer breiten Beteiligung der Stadtgesellschaft vor Ort mit Projektideen machbar und konkret werden. Eine Reihe gut durchdachter Vorschläge wurden erarbeitet – aber am Ende fand sich für viele keine Finanzierung. Einige Agenda-21-Stadtteil-Gruppen etablierten sich und engagierten sich im sozialen und ökologischen Bereich. Heute ist in München nur noch die Gruppe um Eugen Kuntze in Hadern aktiv. Kleinere Gemeinden im Münchner Umland konnten teilweise feste Agenda-21-Strukturen einrichten. Nachhaltig fehlte es oft an der Struktur in der Stadtverwaltung, an der Finanzierung und am politischen Willen. Dies gilt es zu berücksichtigen, wenn im Rahmen der SDGs kommunale Nachhaltigkeitsziele weiterentwickelt werden sollen.

In Themen-Cafés zu ausgewählten SDGs erarbeiteten die TeilnehmerInnen der Veranstaltung Erfolgsfaktoren bisheriger nachhaltiger kommunaler Projekte und entwickelten Ideen, wie Kommunen öffentlichkeitswirksame Projekte und Partizipationsmodelle schaffen können. Möglichst viele Akteure von Beginn an in nachhaltige Projekte mit einzubinden und ein Dialog auf Augenhöhe sind wichtige Faktoren erfolgreicher öffentlichkeitswirksamer Projekte. Schon jetzt gibt es vielfältige Aktivitäten der Städte und Gemeinden, die den Zielsetzungen der nun bekannten SDGs sehr nahe kommen. In den Bereichen  Klimaschutzplanung, integrierte Stadtentwicklung, fairer Handel und Bildung für nachhaltige Entwicklung wurden viele Projekte umgesetzt und sind vielfältige Erfahrungen vorhanden, die bei der Umsetzung der SDGs aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Hierfür müssen Strukturen geschaffen werden und Nachhaltigkeit sollte zur „ChefInnensache“ erklärt werden, d.h. als Querschnittsaufgabe in Politik und Verwaltung integriert werden. An diesem Abend in München wurde deutlich, dass den Kommunen bei der nachhaltigen Entwicklung als gesellschaftlicher Such- und Lernprozess eine zentrale Rolle zukommt. Auf kommunaler Ebene wirken Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen und vernetzen sich. Das Engagement der verschiedenen Akteure kann genutzt werden im Sinne einer nachhaltigen und gerechten Kommune.

Kontakt: Katharina Habersbrunner