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Grundrente zur Verbesserung der Situation von Frauen

Einschätzung des Vorschlags

06.03.2019 |




Teilzeitarbeit und Kindererziehung oder die Betreuung von Angehörigen und Verwandten – damit kommen vor allem Frauen im Laufe ihres Lebens in Berührung. Was grundsätzlich ein wertvoller gesellschaftlicher Beitrag ist, führt in letzter Konsequenz oft zu geringeren Rentensätzen. Auch sind weniger gut bezahlte berufliche Felder wie Sozial- oder Pflegeberufe häufig weiblich geprägt. Viele Geringverdiener können allerdings von ihrer Rente, nach vielen Jahren der Erwerbstätigkeit, kaum über die Runden kommen. Im derzeitigen Rentensystem profitieren in erster Linie Männer und das drängt viele Frauen ins Abseits.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will mit dem Vorschlag der Grundrente etwas an dieser Situation verändern. Es geht dabei um Zuschüsse zur Rente, die all jene erhalten, die mindestens 35 Beitragsjahre gesammelt haben. Neben monetären Mitteln würde den vielen Frauen damit auch Respekt gezollt und ihre Arbeitsleistung mehr wertgeschätzt werden.

Typisch weibliche Lebensläufe und Geringverdiener könnten hiervon profitieren. Allerdings fallen schnell viele, vor allem weibliche Rentner durch das Raster, da sie die Grenze von 35 Beitragsjahren gar nicht erreichen. Der Vorschlag der SPD sieht aber auch vor, die Beitragszeiten nicht nur anhand von Erwerbstätigkeit zu messen, sondern auch Erziehungszeiten oder Zeiten der Pflege zu zählen. Mit der entsprechenden Anpassung der Grundrente könnte somit also ein wichtiger Schritt seitens der Politik getan werden um Ungleichheiten zu bekämpfen.

Auch wenn das Konzept stellenweise noch nicht einwandfrei ist, Altersarmut ist ein präsentes Problem und trifft schon jetzt viele Rentner. Es fordert Lösungen und eine Aktivierung der Politik. Der SPD-Vorschlag ist eine Reaktion auf die aktuellen Schwierigkeiten, mit denen sich viele Menschen konfrontiert sehen und gibt Hoffnung auf Veränderungen. 

Kritiker führen an dieser Stelle gerne das Argument der Zahnarztgattin im Teilzeitjob an, die gut abgesichert ist und dennoch von der Grundrente profitieren würde. Dieses Konstrukt muss aber auch hinter der Fassade betrachtet werden. Denn viele Frauen sind durch ihre gut situierten Partner abgesichert, begeben sich damit aber auch in die finanzielle Abhängigkeit. Eine Scheidung, die zu gewöhnlichen Umständen beispielsweise bei fehlender zwischenmenschlicher Nähe stattfinden würde, kommt somit nicht mehr in Frage. Viele Frauen bleiben im Alter also bei ihrem Partner, weil dieser sie finanziell absichert und nicht aus Verbundenheit. 

Es ist die eigenständige und unabhängige Altersversorgung, die nicht nur ein männliches Privileg sein darf, sondern auch Frauen aus allen Branchen und Lebensumständen offenstehen muss. Die Grundrente wäre hier ein Schritt in die richtige Richtung.