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Wie wärs wenn wir einfach mal Menschen ins Zentrum der Wirtschaft stellen!?

#StopUngleichheit

29.07.2018 |





#StopUngleichheit
Das Impact Hub München zu SDG 8 -
Menschenwürdige Arbeit für Alle fördern und Innovationen unterstützen

 

 

Johann Schorr, Mitunternehmer und Mitgründer Impact Hub München
Foto: Axel Öland.

Was hat dich dazu gebracht, das Impact Hub München zu gründen?

In meinem Designstudium ging ich dem Wunsch nach, die Schnittstelle zwischen Mensch und Wirtschaft zu gestalten. Sprich: den Mensch ins Zentrum unserer Gesellschaft zu setzen und Design nicht nur als verlängerte Werkbank der Wirtschaft zu sehen. Das habe ich in meinem Studium allerdings – abgesehen von meiner provokanten Abschlussarbeit zum Thema Social Design - nicht ausreichend finden können. Nach Jahren der Selbstständigkeit waren ein Austausch im Impact Hub Wien und das physische Erlebnis einer Arbeitswelt der Zukunft zentral für den Startschuss des Impact Hub Munichs.

Wie sieht eine ‚Arbeitswelt der Zukunft’ aus?

Ein deutlich kooperativeres Arbeiten und damit eingehend gelingende Beziehungen stehen in der Arbeitswelt der Zukunft im Zentrum. Wir sollen uns trauen, interdisziplinärer und überraschender zu arbeiten. Ziel ist es, ins gemeinsames Gestalten zu gehen, um sich mit der Lebensarbeitszeit am großen Gesellschaftsprojekt ‚Zukunft gestalten’ zu beteiligen.

Statistiken zeigen, dass sich bis zu 80% der Arbeitnehmer*innen nicht richtig mit ihrer Arbeit identifizieren können, d.h. sie gehen für Geld arbeiten. Und allein das spricht Bände über Auslöser von sozialen Schwierigkeiten und Gesellschaftsspaltung. Würde das auch passieren, wenn jede*r freier entscheiden könnte was er/sie macht?

Der Impact Hub Munich sieht sich als Rahmen- und Impulsgeber, damit Menschen mehr tun können was sie wirklich tun wollen, sie überraschende Schnittstellen mit anderen finden und daraus gelingende Beziehungen aufbauen. Dabei geht es um mehr als ums lose „Netzwerken“, sondern darum Verbindungen in einer Community der Vielfalt zu knüpfen, auf hohem Niveau zu experimentieren und schließlich Ergebnisse (wirtschaftlich) erfolgreich nach außen zu tragen.

Kann jede*r Mitglied werden?

Die Menschen und Unternehmungen, die zu uns ins Impact Hub kommen, sind sehr unterschiedlich. Die Voraussetzung dafür, dass sich unsere Member einen Mehrwert aus der Mitgliedschaft ziehen können, ist ein aufrichtiges Interesse an den zwei Kernbausteinen des Impact Hubs - kollaboratives Arbeiten und enkeltaugliches Wirtschaften. Ob man darin schon Champion ist und ein Unternehmen hat, dass das vorbildlich umsetzt oder ein Unternehmen, das das noch überhaupt nicht kann, oder als Selbstständige*r versucht, sich mehr damit zu beschäftigen, spielt gar keine große Rolle, denn ohne ein aufrichtiges Interesse an unseren Kernthemen wird es ein Arbeitsplatz ohne Verbindung sein. Die gemeinsame Wertebasis sehen wir als Grundlage für eine echte, funktionierende Community.




Gibt es ‚bestimmte Menschen’, die Interesse am Impact Hub und einer Mitgliedschaft zeigen?

Seit der Eröffnung 2012 gibt es immer wieder Tendenzen in unterschiedliche Richtungen, die sich auf natürliche Weise einpendeln. Zu Beginn ist es Frauen leichter gefallen, sich zu beteiligen, mittlerweile ist die Geschlechterverteilung sehr ausgeglichen. Auch die Kreativbranche war zu Beginn stärker vertreten - mittlerweile finden sich in der Community Menschen aus allen Branchen und Bereichen, u.a. Selbstständige, die ihr Profil umbauen und sich damit sinnstiftender orientieren möchten. Unser Impact Hub ist zwar stark auf Startups ausgerichtet, wird aber auch von Vertreter*innen von mittelständischen und größeren Unternehmen für Projektarbeiten in Teams genutzt.

Zusätzlich erreichen wir durch Veranstaltungen sehr unterschiedliche Menschen und schaffen damit einen Raum für gemeinsames Gestalten, unabhängig von thematischer oder sozialer Herkunft. Es braucht v.a. Offenheit neue Wege zu begehen, Ideen zu teilen, sich andere Ideen anzuhören und mitzuwirken sowie die Offenheit, sich an den Rand der Komfortzone zu begeben. Je größer die Diversität der Menschen, desto fruchtbarer schätzen wir die Möglichkeiten ein, dass anhaltende Unternehmungen entstehen, die das Potential haben im Kleinen oder Großen zu Veränderungen im Sinne des enkeltauglichen Wirtschaftens beizutragen.

Welche Transformationseffekte erzielt ihr?

Wir erleben, dass mehr Menschen dazu kommen, das zu tun, was sie wirklich tun wollen. Wenn man sich in mehr Vielfalt traut, überraschende Schnittstellen einplant und dem Wirtschaften eine ehrliche Chance gibt, können nachhaltige und kontinuierliche Veränderungen stattfinden.  

Das Impact Hub-Netzwerk richtet sich stark darauf aus, Brückenschläge gelingen zu lassen und nicht in der eigenen Blase zu bleiben. Darum begeben wir uns auch in die uns umgebende Wirtschaft mit Beratungsprogrammen für (derzeit) mittelständische Unternehmen, die wir als Teil einer enkeltauglichen Wirtschaft sehen und die den Weg in die Zukunft suchen. Seit zwei Jahren arbeiten wir intensiv mit solchen Unternehmen und entwickeln Räume, die kollaborativ mit Leben gefüllt werden. Die Branche spielt dabei keine Rolle, denn wir kommen sehr stark aus dem WIE des Wirtschaftens, das Miteinander der Menschen, damit sich enkeltaugliches Wirtschaften durchsetzt und mehr Menschen das tun, was sie auch wirklich tun wollen.

Wie könnte das enkeltaugliche Wirtschaften mehr Anerkennung erhalten, z.B. durch mehr Förderungen?

Enkeltaugliches Wirtschaften kann nur aus der Summe vieler Teile entstehen – u.a. durch ein geeignetes Rechtssystem, Finanzierung, Arbeitskultur uvm. Aber wenn man davon ausgeht, dass jede(r) Interesse daran hat, erfolgreich zu sein, kann man bereits sehr viel durch die Veränderung der Zieldefinitionen tun. Denn Erfolg misst sich an der Zielsetzung, die Unternehmen, Gesellschaft und der Staat gestaltet. Mir hat bspw. ein Berater gezeigt, dass wir auch in der Buchhaltung gestalten können - angelegte Konten geben an, auf welche ‚Zahlen’ wir jeden Monat schauen, was Erfolge und Misserfolge für uns sind. Konten, die im Minus stehen, setzen negative Signale. Wenn man aber die Konten und Pakete anders einteilt oder manche Dinge gezielt gar nicht misst, weil es um andere Qualitäten geht, kann man Zielformulierungen gestalten und dadurch eine Kulturveränderung hervorrufen. Hier setzt die Gemeinwohlökonomie an, bei der es um mehr als die Profitabilität eines Unternehmens geht. In der Gemeinwohlökonomie werden auch andere Messgrößen wie der Umgang mit Mitarbeiter*innen miteinbezogen und das Unternehmen somit ganzheitlicher ausgerichtet.

Ist das SDG Rahmenwerk fürs Impact Hub nützlich?

Die SDGs ermöglichen es insbesondere auf globaler Ebene, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Mit den globalen Entwicklungszielen können die 105 Impact Hubs sowohl untereinander als auch nach außen aufzuzeigen, an welchen globalen Herausforderungen gearbeitet wird. Gerade in Kooperationen wie bspw. mit Konzernen ist diese ‚offizielle’ Sprache nützlich. Das Impact Hub-Netzwerk mit ca. 17.000 Members fühlt sich als globale Bewegung stark mit den SDGs verbunden. Wie in der Agenda 2030 werden in Form von Netzwerken und Plattformen Kräfte gebündelt, um eine Zukunft aufzubauen, in der Unternehmen und Profite zur Unterstützung von Menschen und Planeten beitragen anstatt auf ihren Kosten ‚Entwicklung’ hervorzurufen. Verschiedene Beiträge zum Enkeltauglichen Wirtschaften und der Umsetzung der Agenda 2030 lassen sich im Global Impact Report finden.

Gibt es bestimmte Förderungen, um Chancen- und Geschlechtergleichheit sicherzustellen?

Ich würde nicht sagen, dass bestimmte Gruppierungen besondere Förderungen bekommen, sondern dass die Themen aus verschiedensten Prozessen und Begegnungen vor Ort entstehen. Wir sind eher nach innen gerichtet, und betrachten das WIE des Wirtschaftens. Dabei sind wir ein Arbeitgeber, der möglichst viel Flexibilität bzgl. der Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung mitbringt, außerdem bieten wir ein transparentes Gehaltssystem, bei dem Solidarität und eine geringe Gehaltsspreizung wichtige Grundpfeiler sind.

An einigen Stellen ist es wichtig, zu Chancen- und Geschlechtergleichheit aktiv zu sein und kann bspw. in großen Organisationen nötig sein, um überhaupt Veränderungen voranzubringen. Wenn man allerdings die Chance hat, etwas gleich neu anzugehen, sollte statt des Hervorhebens von Fördernotwendigkeiten vielmehr versucht werden, ‚Gleichheit’ selbstverständlich zu leben. Das gelingt nicht immer – wie ein Beispiel mit der Ziel der Integration von Geflüchteten in die Organisation gezeigt hat.  Wir konnten dabei dem Anspruch, den wir für die Integration dieser Menschen haben mit unseren offenen Strukturen als junges Unternehmen nicht gerecht werden.

Viele unserer Member widmen sich dem Thema Chancengleichheit, bspw. durch Flüchtlingsprojekte wie Social-Bee, einem Unternehmen, das Flüchtlinge in Unternehmen integriert. In unserem Investment Ready Program für Sozialunternehmer*innen durften wir das Social Catering Business „The Picha Project“ begleiten, das geflüchtete Familien in Malaysien eine Perspektive bietet – und am Ende des Programms sogar den Allianz Future Generations Award mit 40.000 EUR überreichen.

Welche Wünsche hast du für die Zukunft des Hubs?

Dass wir das was wir durch Entrepreneur- und Intrapreneurship-Programme heute für Wenige anbieten, bald mit unserem Know-how und einer ganzheitlichen Förderstruktur als Impact Hub für Viele leisten können.

Dass wir mit unseren Themen nicht nur mit Menschen in Städten ansprechen, sondern über die Stadtgrenzen hinausgehen und das ländliche Umfeld rund um München miteinbeziehen.

Dass wir weiterhin dranbleiben, die globale Vernetzung der Organisationen und Member zu stärken und wir unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Kulturvielfältigkeit ein globales Netzwerk und Austausch ermöglichen.

Dass wir auf unserem diesjährigen Impact Festival zum Thema „NEW WORK“ einen vielfältigen und inerdisziplinären Austausch ermöglichen und jede*r von uns ein Stück zu der Arbeitswelt der Zukunft mit dem Menschen im Mittelpunkt beiträgt.  

Mehr Infos zur Geschichte des Impact Hub Netzwerks findet ihr hier:

https://impacthub.net/how-change-got-global-the-founding-story-of-impact-hub/

 

Die Kampagne #StopUngleichheit wird von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Die inhaltliche Ausrichtung liegt jedoch in der alleinigen Verantwortung von WECF e.V., sie gibt unter keinen Umständen die Positionen der Europäischen Union wieder.


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